Jahresrückblick 2023

Jedem Tier gebührt ein Leben in Würde. Wir müssen dafür die Voraussetzungen schaffen           (Franz von Assisi)

Das Jahr 2023 geht zu Ende. Und wieder blicken wir auf ein Jahr zurück, das nicht nur gute Seiten hatte. Menschenverachtende Kriege und verheerende Naturkatastrophen - Feuer, Überschwemmungen, Dürre  – wüten weltweit, aber auch in Europa vor unserer Haustür. Humanitäre Hilfsorganisationen und Tierschutzorganisationen wurden mit unsäglichem Leid bei Mensch und Tier konfrontiert und versuchten, die größte Not zu lindern.

Diese Herausforderungen haben aber auch gezeigt, dass, wenn Menschen zusammenstehen, viel Gutes geleistet werden kann.

Das durften auch wir erleben. Wie war nun „unser“ Jahr?

Auch in den vergangenen Jahren hatten wir viel Arbeit und konnten vielen Tieren helfen. Aber was 2023 auf uns zukam, stellte alles in den Schatten. Noch nie gab es so viele Fundtiere, um die wir uns kümmern mussten. Es waren Wildtiere darunter wie verletzte Enten, Tauben, Igel etc. , die Hilfe benötigten und die wir zum Tierarzt oder in entsprechende Pflegestellen brachten. Unter anderem ein halb verhungerter Kormoran, der nicht mehr fliegen konnte, aber sich trotz Schwäche nicht gerne fangen ließ. Auch ausgesetzte Kaninchen und Hühner  mussten teils mühsam eingefangen werden.

Aber die größte Herausforderung stellten wie jedes Jahr die Fundkatzen dar. Es waren so viel wie noch nie. Nach einzelnen Meldungen Anfang des Jahres ging es schon ab April massiv los und wurde bis November nicht weniger. Jeden Tag und jeden Tag wurden uns Katzen gemeldet, viele ausgesetzte Kitten, trächtige Katzen, Mutterkatzen mit Kitten – oft in schlechtem gesundheitlichem Zustand. Dieses Katzenelend gibt es nur, weil immer noch gegen die Kastrationspflicht verstoßen wird und die Katzen sich unkontrolliert vermehren können.

Die täglichen Meldungen haben uns oft an die Belastungsgrenze geführt, zeitlich wie psychisch. Viele Katzen konnten nicht einfach abgeholt werden, sondern mussten in oft tagelangen Fangaktionen eingefangen werden. Wir gaben nicht auf, bis auch das letzte Kitten eines Wurfes endlich gesichert werden konnte, auch wenn nächtliche Suchaktionen im Busch notwendig waren. Die Pflegestellen waren übervoll mit Kitten oder mit Katzenfamilien, hatten kranke Tiere zu versorgen. Und wenn 15 Kitten Durchfall haben, kann man sich vorstellen, welche Arbeit da anfällt. Aber auch Augenentzündungen waren nicht selten und einer Rasselbande Kitten mehrmals täglich Augentropfen zu geben, kann zu einer echten Herausforderung werden. Das gilt auch für die Versorgung von Flaschenkindern, die alle 2 Stunden, auch nachts, gefüttert werden müssen. Diese schlafraubende Beschäftigung hatten die Pflegestellen teils über Wochen.

Auch wenn unsere Pflegestellen über die normale Kapazität belegt waren, konnten wir bei Weitem nicht alle Katzen aufnehmen. Fast täglich haben wir Fundkatzen ins Tierheim Oldenburg gebracht und oft gleich mehrere. Unsere ehrenamtlichen FahrerInnen mussten dafür viele Kilometer im ganzen Ammerland zurücklegen und auch zeitlich sehr flexibel sein, da diese Termine meist nicht planbar sind. Aber ohne die Zusammenarbeit mit dem Tierheim hätten wir den meisten Katzen nicht helfen können. Und das Tierheim hat wahre Wunder vollbracht. Wir rechneten täglich mit einem Aufnahmestop, der aber zum Glück nie eintrat. Dafür sind wir sehr dankbar und wir sind sehr glücklich über diese tolle Zusammenarbeit.

Seit 2022 haben wir im Frühjahr einen weiteren Einsatzbereich: Wir beteiligen uns vor der 1. Mahd an der Rehkitzrettung mittels Drohne. Dazu haben wir mit Unterstützung der Bingo Stiftung eine Drohne mit Wärmebildkamera angeschafft. Dieses Jahr war die 2. erfolgreiche Saison. Mehr dazu findet man auf unserer Homepage unter „News“

Im folgenden Tätigkeitsbericht möchten wir zu unserer Arbeit noch einige Zahlen nennen. All dies haben unsere ehrenamtlich „Aktiven“ in 2023 wieder  mit großem Einsatz geleistet  (Zahlen bis einschl. 20.12.2023)

  • 178 Fundtiere, davon 171 Katzen, 5 Kaninchen, 2 Vögel, wurden in Pflegestellen aufgenommen und, sofern keine Besitzer gefunden wurden, in ein neues Zuhause vermittelt. 4 Katzen wurden an die Besitzer zurückgegeben. Bei allen anderen konnten keine Besitzer ermittelt werden.
  • Leider haben es wieder nicht alle Katzenkinder geschafft und auch bei den erwachsenen Katzen waren einige so krank, dass ihnen nicht mehr geholfen werden konnte und sie erlöst werden mussten. Sowohl die Behandlung der Kranken als auch die Entscheidung, sie gehen zu lassen, war jedes Mal eine große Belastung für die Pflegemütter.
  • 32 Katzen wurden aus Notsituationen aufgenommen, weil ihre Besitzer sie aus unterschiedlichen  Gründen nicht mehr behalten konnten.
  • 4 Katzen und 33 Kaninchen kamen über das Veterinäramt in unsere Pflegestellen,
  • 62 im Freien lebende, meist scheue erwachsene Katzen konnten von uns, überwiegend mit Lebendfallen, eingefangen werden. Die Katzen wurden kastriert und durften vor Ort bleiben, wo sie gefüttert werden.
  • Etwa 300 Katzen, darunter sehr viele Kitten, konnten in unseren Pflegestellen nicht unterkommen und wurden ins Tierheim Oldenburg gebracht. Fast alle Fundkatzen waren unkastriert und so konnte wieder sehr viel späterer Katzennachwuchs verhindert werden. Insgesamt wurden somit über 560 Fundkatzen versorgt.
  • 21 Tierhalter erhielten einen Zuschuss zu hohen Tierarztkosten, weil sie nicht in der Lage waren, die Kosten allein zu tragen. Ohne diese Hilfe hätten die Tiere nicht behandelt werden können, sie hätten entweder große Schmerzen erleiden oder sogar eingeschläfert werden müssen, manche wären wegen fehlender ärztlichen Behandlung qualvoll gestorben.
  • 38 bedürftige Katzenbesitzer erhielten einen Zuschuss zur Kastration ihrer Katze, damit sie in der Lage waren, der Kastrationspflicht nachzukommen.
  • Bei Privatvermittlungen von Hunden und Katzen waren wir erfolgreich behilflich, in dem wir die Tiere auf unserer Homepage vorgestellt haben. Auch anderen Tierschutzpflegestellen aus der Region helfen wir so bei der Vermittlung.
  • Vielen ratsuchenden Tierhaltern oder Tierfreunden konnte geholfen werden. Viele uns gemeldeten Verstöße gegen das Tierschutzgesetz (nicht artgerechte Tierhaltung oder Tierquälerei) wurden dem Veterinäramt gemeldet – dies betraf sowohl Haustiere als auch Nutztiere. An dieser Stelle geht ein herzlicher Dank an die Mitarbeiter*innen des Veterinäramts in Westerstede für die gute Zusammenarbeit und ihren engagierten Einsatz.

An diesen Zahlen ist der dramatische Anstieg an Fundkatzen zu sehen, in 2022 noch insgesamt 283 und dieses Jahr 533 Katzen. Viele davon waren mit Sicherheit ausgesetzt, denn zutrauliche Kitten ohne Mutter laufen nicht einfach auf fremden Grundstücken oder im Maisfeld herum und werden nicht gesucht. Ein Teil des Anstiegs kann auch daran liegen, dass die Bevölkerung sensibler auf fremde Katzen oder Mutterkatzen mit Kitten reagiert und diese bei uns melden. Das wäre zumindest eine positive Entwicklung.

An dieser Stelle bedanken wir uns beim gesamten Tierheim-Team für die hervorragende und unkomplizierte Zusammenarbeit recht herzlich - ein tolles Team!  So war es möglich, alle gemeldeten Fund- und Abgabekatzen aufzunehmen, entweder in unseren Pflegestellen oder im Tierheim.

Die große Anzahl Fundkatzen hat uns und viele andere Tierschützer die Grenzen des Möglichen aufgezeigt. Umso dankbarer sind wir, dass es uns gelungen ist, alle gemeldeten Katzen einzufangen und zu versorgen (bis auf wenige Ausnahmen, wo sich die Katzen partout nicht fangen ließen). Und dies machen wir alle ehrenamtlich.

Deshalb geht ein ganz großes Dankeschön an alle unsere Mitstreiter!

Den Jahreswechsel möchte der Vereinsvorstand zum Anlass nehmen, sich bei allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ganz herzlich zu bedanken, die uns in so vielfältiger Weise zur Seite standen und stehen. Insbesondere auch für die unermüdliche Fürsorge und Arbeit der Pflegestellen und für den zeitaufwendigen Einsatz beim Einfangen von Fundtieren und deren Transport zum Tierarzt, Tierheim oder in die Pflegestellen.  Ebenso gilt der Dank allen tierlieben Menschen, die dem Verein Geld- oder Sachspenden zukommen ließen, sowie den Mitgliedern für ihre Beiträge. Ohne diese Unterstützung wäre die Arbeit nicht möglich. Ein weiterer Dank gilt den Gemeinden, dem Veterinäramt und den Tierärzten im Ammerland für ihre kooperative Zusammenarbeit.

Der Tierschutzverein Ammerland e.V. wünscht allen Tierfreund*innen ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest und ein gutes, gesundes Neues Jahr 2024                                                         

Zum Schluss noch eine Bitte aus Rücksicht auf alle Tiere: Verzichten Sie auf die Silvesterknallerei, die viele Wild- und Haustiere in Todesangst versetzt, unter der sie tagelang leiden.

Wir bedanken uns für Spenden auf das Konto IBAN-Nr. DE88 2802 0050 7805 6744 00
bei der OLB. Bitte geben Sie Ihre vollständige Anschrift an, falls Sie eine Zuwendungs-bescheinigung möchten.

Tierschutz ist kein Anlass zur Freude, sondern eine Aufforderung, sich zu schämen, dass wir ihn überhaupt brauchen.     (Erich Gräßer, deutscher Theologe und Politiker)

 

Scroll to top